Berlinerisch (Folge 248)

Geschlossen? Das Café Kranzler geschlossen?“, sagt Koni Bärtschi entsetzt.
„Ja, wie auch das Café Möhring und das Opernhauscafé“, schimpft der ältere Herr mit Filzhut und Mantel. „Zwischen der Uhlandstrasse und dem Zeughaus lässt sich in Berlin nirjends mehr stilvoll ein Kaffee trinken.“
„Das ist ja traurig“, zeigt sich Bärtschi niedergeschlagen.
„In unserer Hauptstadt jrassiert der Mietzinswucher!“, lässt das kleine Männchen die nächste Tirade vom Stapel.
„Und jetzt? Wo gehen Sie denn jetzt Ihren Kaffee trinken?“, erkundigt sich Bärtschi.
„Janz sicher nicht in einer dieser 300 hirnlosen Lounge-Internet-Lattemacchiato-Yuppie-Stuben“, antwortet er mit der unverkennbaren Berliner Schnauze.
„Schon klar, aber wo … ?“
„Keine Angst, Herr Bärtschi, es gibt eine Alternative. Es hat Klasse und Tradition, ist typisch berlinerisch und für Immobilienhaie unerreichbar.“
„Tempelhof?“, fragt Bärtschi.
„Besser!“
„Das KaDeWe?“
„Viel besser! Kommen Sie mit.“
Zehn Minuten später haben sie das Ziel erreicht und trinken bald den ersehnten Kaffee.
„Klar, im Winter kann es kühl werden. Aber die Currywurst heizt tüchtig ein“, wiegelt Bärtschis Kaffeeführer ab und nickt dem Türken am Imbissstand freundlich zu.

Die Kolumne “Kaffeeklatsch mit Koni Bärtschi” erscheint seit August 2008 wöchentlich im “Panissimo”, der Schweizer Wochenzeitung für Bäckerei, Konditorei und Confiserie. Im Buchhandel erhältlich: „Kaffeeklatsch mit Koni Bärtschi“, Wolfbach Verlag Zürich, ISBN 978-3-905910-13-1, 64 Seiten/Hardcover, CHF 9.50. http://www.thomas-braendle.ch

Bärtschi.Titelbild

Hinterlasse einen Kommentar